Armut auf den Philippinen, Slums, Squatter Areas

 

Kluft zwischen Arm und Reich

 

Arme Eltern mit Kind in fataler Hoffnungslosigkeit - Manila Philippinen

Die Philippinen sind ein an Ressourcen reiches Land.
Trotzdem haben 60% der Einwohner weniger als 1,5 € pro Tag zum Leben.
50 Millionen Arme leben auf den Philippinen ohne ausreichende soziale Absicherung und der Anteil der absolut Armen, mit weniger als 1 € pro Tag, liegt seit vielen Jahren um 40% der Bevölkerung. Das reichste Fünftel der Bevölkerung kassiert mehr als die Hälfte des gesamten Volkseinkommens.
22 Millionen Menschen auf den Philippinen sind vom Hunger betroffen und viele von ihnen haben oft oder immer nicht genug zu essen. Laut UNICEFF zählen die Philippinen zu den zehn Ländern weltweit, welche die höchste Anzahl an fehlernährten Kindern unter fünf Jahren haben.

Es ist erstaunlich, wie auch die Ärmsten oft immer noch Fröhlichkeit ausstrahlen und sich an vielen kleinen Dingen erfreuen können. Die meisten Bewohner der Philippinen sind sehr gläubig und nehmen ihr Schicksal an, als von Gott gegeben. Aber viele trifft es auch zu hart und eine trostlose Hoffnungslosigkeit läßt kein Lächeln mehr zu.

 


Müllsammler in Manila Philippinen

 

Der Kampf um das Überleben

"Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott", ist die Devise. Die ganze Familie kämpft um jeden Peso für die tägliche Reisration. Bei den Ärmsten müssen auch die Kinder helfen und für den Schulbesuch ist dann oft keine Zeit und kein Geld vorhanden.

"Smoky mountains" nennt man die Müllhalden, auf denen die ärmsten der Armen verwertbares sammeln, um zu überleben. Das Gesundheitsrisiko auf diesen Plätzen ist groß, verborgene Brände schwelen und Zersetzungen lassen übel riechende Gase ausströmen. Glasscherben und andere scharfen Gegenstände verletzen oft die Haut und hinterlassen schlecht heilende Wunden.

 

Kinderarbeit in Manila Philippinen

Armut und Kinderarbeit

Kinder leisten Schwerstarbeit. Sie sammeln Papier, Plastik, Flaschen und Metalle, sortieren es in Plastiksäcken und erlösen dafür beim Händler wenige Peso. Auf dem rechten Foto erkennt man Pusteln und Wunden an den Armen des Jungen, die vom Wühlen in Müll und Unrat herrühren. Die meisten von ihnen haben auch Verletzungen und Entzündungen an den Beinen und Füßen.

 

Die Kinder ertragen ihr schweres Los heldenhaft, freuen sich über jeden verdienten Peso und sind stolz, wenn sie ihren Müttern das dringend benötige Geld überreichen können.

 

Arme Kinder der Landbewohner in einer Hütte, Philippinen

Armut der Landbevölkerung

In der Landwirtschaft gibt es in der Erntezeit schlecht bezahlte und zeitlich begrenzte Jobs und die meiste Zeit im Jahr versuchen die Landarbeiter sich als Tagelöhner durchzuschlagen. Die meisten Menschen auf den Philippinen besitzen kein eigenes Land und müssen mit dem zufrieden sein, was der Grundbesitzer ihnen zahlt. Auf dem Lande gibt es, außer Körbe in Heimarbeit zu flechten, kaum Gelegenheit etwas zu verdienen.

Vielen Kindern der Armen auf dem Lande ist es nur schwerlich möglich, die 4 Jahre Grundschule zu absolvieren. Einen Abschluss auf einer High School ist selbst für einen Vater mit Festanstellung nur unter größten Entbehrungen möglich.

Eine Stelle als Verkäuferin in einem Supermarkt bekommt ein Mädchen auf den Philippinen nur mit High School Abschluss, Körpergröße über 165 cm und gutem Aussehen. Leider sind solche Jobs dann auch nur für 6 Monate, da eine Firma bei längerer Beschäftigung als 6 Monate Sozial- und Krankenversicherung abführen muss. Für alle, die nach 6 Monaten wieder auf der Straße stehen ist das eine herbe Enttäuschung, aber für ebenso viele, die dadurch auch einmal einen Job bekommen, eine große Freude.

 

Landflucht auf den Philippinen

 

Arme in Elendsquartieren an Bahnschienen in Manila

Bessere Chancen in der Stadt
In einer Stadt sind die Verdienstmöglichkeiten besser als auf dem Lande. Wer geschickt ist, repariert Autos, Uhren, Radios oder Motorräder. Viele leihen sich ein Tricycle und versuchen damit einen bescheidenen Gewinn zu erwirtschaften. Manche machen für einige Peso illegale Stromanschlüsse und andere helfen bei der Bürokratie für einen Auslandsjob.

Viele Mädchen hoffen, einen Ausländer (Foreigner) zu finden, der sie heiratet und mit nach Amerika oder Europa nimmt.

Tausende kommen jedes Jahr nach Manila und sind auf der Suche nach wenigen Quadratmetern Platz für eine kleine Hütte aus Holz, Blech, Plastik und Pappe. An den Schienen des Manila Express bleiben manchmal nur 30 cm Abstand zum fahrenden Zug und das Leben ist äußerst gefährlich.

 

Arme in einem Elendviertel in Manila Philippinen

 

Die Squatter von Manila
Squatter = Siedler nennt man diese Zuwanderer und das Elendsviertel bezeichnet man als "Squatter Area".

Das Foto rechts zeigt "Siedler" am südlichen Schienenstrang des Manila Express (MRC Manila Railway Company) der inzwischen stillgelegt wurde. Im nördlichen Teil rauscht der Zug mit 35 km/h durch die Ansiedlungen und ein Halten bei Gefahr ist kaum möglich.

 

Überschwemmung im Armenviertel von Manila Philippinen

Naturkatastrophen

Häufig gibt es Überschwemmungen durch Taifune, Sturmfluten oder heftige Regengüsse, die in kurzer Zeit tiefer gelegene Gebiete unter Wasser setzen. Oft werden dabei viele der primitiven Hütten zerstört und das bisschen Hab und Gut geht verloren.

 

Primitive Behausungen Armer Menschen am Flussufer

Slums am Pasig River

Es wird immer schwieriger, noch ein freies Plätzchen zu finden. So baut man auch am Pasig River immer näher bis ans Wasser heran.

Wenn dann weitere Verwandte nachziehen und sich einquartieren, reicht die Bodenfläche irgendwann nicht mehr für die Schlafenden und es wird in primitiver Pfahlbauweise in den Fluß hinein angegebaut.

Bei der nächsten Flutkatastrophe wird dann vielleicht nicht nur der Anbau, sondern die ganze Hütte gleich mit hinfortgespült.

Doch was soll man machen? Das in den Fluten schwimmende Treibholz wird herausgefischt und an der gleichen Stelle eine neue Hütte, vielleicht etwas stabiler, errichtet.

In diesen Elendsvierteln leben auch viele Menschen, die zwar einen Job haben, sich aber dennoch keine Wohnung leisten können. Die Menschen sind sehr sauber, pflegen sich und gehen mit einem schneeweißen Hemd zur Arbeit. Bei mancher adretten Verkäuferin in einem Kaufhaus würde kein Tourist vermuten, dass sie in einem Elendsviertel lebt.

 

Bettler mit Kind auf dem Arm und ausgestreckter Hand in Manila Philippinen

Bettler in den Straßen Manilas

Viele Touristen aus westlichen Industrieländern sehen Bettelei als ein "Unwesen", als einen "Schandfleck" für die Zivilisation. Man glaubt schnell, dass Bettler zu faul zum Arbeiten sind und heimlich auf der Bank ein Vermögen anhäufen.

Wenn Sie vorhaben, in den Philippinen eine Stadt zu Fuß zu erkunden, denken Sie vorher darüber nach, wie Sie sich verhalten wollen und besorgen Sie sich etwas Kleingeld.

 

Meine eigenen Erfahrungen

Ich kam nach Manila mit einer Einstellung wie: Man soll Bettelei nicht auch noch unterstützen, indem man etwas gibt.

An einem Vormittag, an einer kleinen Brücke kurz vor dem Chinesenviertel in Manila, streckte mir eine alte Frau am Straßenrand ihre Hände entgegen. Ich erschrak, die Hände waren nur noch Stumpen ohne jeden Finger. Ich blickte kurz in ihr Gesicht, ging aber ohne jede Reaktion weiter. Ich gebe jeder Serviererin ein Trinkgeld und verhalte mich im Allgemeinen so, wie man es erwartet, aber diese Situation traf mich wie ein Keulenschlag. Die Augen der Frau gingen mir nicht mehr aus dem Sinn. Nachdem ich in der folgenden Nacht kaum geschlafen hatte, nahm ich am nächsten Morgen ein Taxi und ließ mich zu der Stelle fahren. Ich war sehr froh, die Frau zu sehen. Sie hatte Lepra und ich konnte ihr nun etwas Geld geben und mein Gewissen beruhigen.

 

 

Lepra heute

Nach diesem Erlebnis habe ich mich über die Lepra erkundigt und will folgendes anmerken:

Früher bedeutete Lepra ein qualvolles Dahinsiechen bis zum Tode. Im Jahre 1904 wurde in den Philippinen auf der Insel Culion bei Palawan eine Leprastation eingerichtet. Aus dem ganzen Lande wurden die Kranken gnadenlos von ihren Angehörigen getrennt und dorthin verbannt.
Ab 1947 wurde mit der Einfuhr wirksamer Medikamente und deren kostenlose Abgabe die Lepra auf den Philippinen erfolgreich bekämpft und die Krankheit gilt heute weltweit als nahezu ausgerottet. Ehemals Leprakranke sind heute nicht mehr ansteckend, haben aber oft fehlende Gliedmaßen und finden keine Arbeit. Da auch die Unwissenheit über diese Krankheit immer noch groß ist, werden sie oft diskriminiert und ausgegrenzt und fristen ihr Leben in bitterer Armut.

 

Einige Tage später

Ich sah einen jungen Mann ohne Beine auf einem kleinen Gefährt. Er saß auf einem Brett etwa 50x50cm mit 4 Rädern darunter und bewegte sich mit den Händen fort. Er schaute mich an, und ich gab ihm etwas Geld. Seine Reaktion werde ich im Leben nicht vergessen. Er hüpfte hoch mit seinem Gefährt, drehte sich dabei im Kreis und stieß laute Jubelschreie aus.

Man kann nicht wirklich helfen, kann nicht die schicksalhafte Situation verändern, doch man kann einem armen Menschen eine Freude bereiten.

 

Eine dritte Episode

Es gibt eine weitere Begebenheit, die ich ebenfalls nie vergessen werde. Meine heutige Frau kannte ich damals erst kurze Zeit und wir gingen zusammen den Roxas Boulevard an der Manila Bay hinunter. Dann lag ein alter Mann am Rande des Gehweges und schlief offenbar seinen Rausch aus. Ich sagte etwas wie: "Das wäre in Deutschland nicht möglich, den würde nach kurzer Zeit die Polizei aufsammeln." Jetzt erwartete ich natürlich eine Zustimmung wie: "Ja, das ist eine Schande für diese schöne Straße." Doch die Antwort gab mir zu denken, meine Frau sagte damals nur: "Der Arme, wer weiß, was er durchmachen musste."

 

 


 


 

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